Heute vor fünf Jahren wurde in Leipzig das Bach-Jahr zum 250. Todestag des großen Komponisten Johann Sebastian Bach (1685-1750) eröffnet. Damit sollte ein Jahr lang des Mannes gedacht werden, der die Musik des letzten Vierteljahrtausends wie kaum ein anderer beeinflusst hat. Und Leipzig ist die Stadt, in der sich sein Ruf als Komponist und Orgelvirtuose zum Höhepunkt hin entwickelt hatte. Hier entstanden die großen Werke, die meistens in unmittelbarer Beziehung zu seinem tiefen christlichen Glauben stehen. Der Satz »Soli Deo Gloria« (= Gott allein die Ehre), den er gewöhnlich über seine Kompositionen schrieb, war für ihn nicht eine fromme Floskel, sondern er war überzeugt, mit seiner Arbeit Gott zu dienen. Daher erstrebte er in seiner Kunst höchste Meisterschaft, betrachtete er doch jede Arbeit als Gottesdienst, in dem Gott gerade dadurch geehrt wird, dass der Mensch sein Bestes gibt.
Darüber hinaus war auch das Evangelium, die Hinwendung Gottes zum Menschen in Jesus Christus, für ihn das Wichtigste, was über Gott auszusagen war und was er in seinen großen Oratorien zum Ausdruck brachte. Darum wäre es schade, wenn heute nur noch das rein Musikalische an Bach geschätzt würde, denn nur seine bekenntnishafte Gesamtaussage von Musik und Text hat Ewigkeitswert. Wir müssen begreifen, dass uns Bach mit seinen »Passions«-Oratorien auf unser ganz persönliches Verhältnis zu Gott ansprechen will, der uns durch unseren Glauben an Jesus Christus ewiges Leben schenken will, weil der Sohn Gottes für unsere Sünden gerichtet worden ist. Nur wenn wir uns dies zu eigen machen, sind wir dem Bach-Gedächtnis wirklich gerecht geworden. Gerhard Jordy