Als Richter stehen mir für Verhandlungen Sitzungssäle zur Verfügung. Ob nun in zivil- oder in strafrechtlichen Verfahren: Häufig geht es für die Beteiligten um ganz entscheidende Fragen. Ist viel Geld im Streit, steht oft die wirtschaftliche Existenz der Parteien auf dem Spiel. Drohen im Strafverfahren hohe Strafen, hängt bei einer Verurteilung die ganze Zukunft eines Menschen hiervon ab. Natürlich gehen da bei manchem die Emotionen durch: Dann wird gebrüllt, gedroht, und trotz aller Eingangskontrollen kann es schon mal brenzlig werden. Für alle Fälle ist daher in jedem Saal unterhalb des Richtertisches ein Notfallknopf angebracht. Wenn man den betätigt, stürmen sofort Wachleute herbei und klären die Lage. Notfalls kontaktieren sie über Funk noch die Polizei. Das vermittelt mir und meinen Kollegen schon das Gefühl einer gewissen Sicherheit, auf die man jederzeit zurückgreifen kann.
Wenn wir das irdische Leben Jesu Christi betrachten, dann erkennen wir, dass er ebenfalls so etwas wie einen »Notfallknopf« hatte. Als Sohn Gottes war er stets mit seinem Vater, dem Schöpfer des ganzen Universums, verbunden. Auf seinen Notruf hin hätten sich sofort alle himmlischen Mächte in Bewegung gesetzt, um ihn zu retten. Dabei wäre kein Gegner zu stark gewesen. Wenn Gottes Macht eingreift, kann ihr nichts widerstehen. Doch diesen »Notausstieg« hat Jesus Christus nicht genutzt. Als man ihn gefangen nahm, folterte und kreuzigte, hat er diesen Knopf nicht gedrückt – obwohl er es jederzeit hätte tun können. Er wusste, dass er – selbst ohne jede Sünde – für unsere Schuld büßen und sterben musste, damit wir den Weg zum Himmel finden können. Sein Motiv? Die Liebe zu einer sonst verlorenen Menschheit!
Markus Majonica