Als eine ältere Dame gestorben war, fand man einen kleinen Kalender in ihrem Nachtschränkchen. Darin hatte sie Tag für Tag mit zitternder Hand vier Worte geschrieben: »Kein Besuch, niemand kam.« Sie starb einsam und allein. – Von dem Dichter Hermann Hesse stammt die Aussage: »Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, jeder ist allein.« – Schon auf den ersten Blättern der Bibel steht die Frage des Kain: »Soll ich meines Bruders Hüter sein?«
Jeder ist sich selbst der Nächste und mit sich selbst beschäftigt. Da bleibt kein Blick und keine Zeit für den Nächsten. Alte und kranke Menschen werden besonders gerne übersehen. Die Beziehungen in den Familien erinnern oft an die Reklame von Coca Cola: Eisgekühlt! Selbst im engsten Familienkreis fehlt oft das Mitgefühl, und es gibt auch wenig Anteilnahme. Es wird nach der Devise gelebt: Hauptsache mir geht es gut, und ich komme gut zurecht. Die Folgen solcher Lebenseinstellung sind enttäuschte, traurige, verzweifelte, und vereinsamte Angehörige; Menschen, die sich fragen: Warum lebe ich noch?
Einsamkeit war nie nach Gottes Plan. Deshalb hat er die Ehe als Form der Gemeinschaft erfunden. Wenn man diesem Gedanken Gottes folgt, der uns als unser Schöpfer wie kein anderer kennt und weiß, was wir brauchen, wird man dazu angespornt, seine Mitmenschen doch mehr wahrzunehmen und sich um sie zu kümmern. In seinem Sohn Jesus Christus ist Gott ja sogar selbst zu uns gekommen und hat uns seine göttliche Liebe gezeigt. Und Jesus hat uns durch sein Kommen, Sterben und sein Auferstehen den Weg zu Gott dem Vater, geebnet. Er ist nur ein Gebet weit entfernt. Die Einsamen um uns herum können wir mit diesem Gott der Liebe bekannt machen, damit sie nie mehr einsam sind. Detlef Kranzmann