Der Gang zu den Schafen - wie jeden Morgen. Der zählende Blick - wie jeden Morgen. Aber - was ist das?! Liegt da etwa ein Schaf?? Ja, da liegt ein Schaf, und es liegt nicht so da, wie ein gesundes Schaf sich zur Ruhe legt. Hingehen und: Oh Schreck!
Was da liegt, das ist eigentlich mehr ein perfekt verschnürtes Paket als ein Schaf. So perfekt verschnürt, dass ihm außer mit den Augen zu blinzeln wirklich nichts mehr möglich ist. Das Elektronetz zerschneiden? Die Dinger sind teuer! Das Schaf notschlachten? Heute ist Sonntag - dann könnte ich mir den Gemeindebesuch »abschminken«, auf den ich mich so gefreut habe …
Also: Befreiungsversuch! Zwanzig Minuten fieberhaftes Gefummel mit zuletzt fast steif gefrorenen Fingern - und endlich: Erst ein Horn, dann das andere, dann Kopf, Hals, Vorderbeine, Hinterbeine, und das mit meiner Hilfe wieder aufgerichtete Schaf hinkt blökend zu seinen Artgenossen.
Nie hätte es sich selbst befreien können, aber wie konnte es in eine solche Lage geraten? Dieses Netz war ein sogenannter flexibler Hütezaun, der - an Strom angeschlossen - den Schafen ihre Grenze deutlich macht. Weil es nicht angeschlossen war, hielt das Schaf es für harmlos und »spielte« damit - mit den genannten Folgen.
So können auch uns Menschen manche Dinge, die an sich gut sind, zum Verhängnis werden, wenn wir sie falsch anwenden; denn für uns Christen gibt es vieles, was genauso harmlos aussieht, aber genauso bewegungsunfähig, nachfolgeunfähig macht wie dieses Netz. Dann gerät uns etwas an sich Gutes zur Sünde, weil wir oft nicht klüger sind als der dumme Schafbock.
Wir haben ihm aber etwas voraus: Wir können rechtzeitig nach dem Hirten rufen, dem Herrn Jesus Christus! Erwin Kramer