Man muss schon sehr gelenkig sein, wenn man ein Pferd ohne Steigbügel besteigen will. Doch die Menschen sind erfinderisch, und so versah man den Pferdesattel auf jeder Seite mit Steigbügeln, die beim Reiten auch gleichzeitig als Fußstütze dienen. Im übertragenen Sinn kann ein »Steigbügel« auch beim beruflichen Aufstieg von Nutzen sein.
Doch nicht nur Reiter und Berufs-Aufsteiger brauchen Steigbügel, sondern jeder Mensch hat zwei davon in seinen Ohren. Ein winziges Knöchelchen in unserem Ohr wird so genannt, weil es wie ein Steigbügel aussieht. Dieses winzige Knöchelchen überträgt zusammen mit Hammer und Amboss die Schallwellen vom Trommelfell ins innere Ohr. Hammer und Amboss sind ebenfalls zwei kleine Knöchelchen, die wegen ihrer Form so genannt wurden. Im inneren Ohr werden die Schallwellen in ihre Einzelteile zerlegt, sodass wir den Ton einer Flöte von dem einer Bass-Geige unterscheiden können. Dieser Mechanismus ist so empfindlich, dass er bereits auf Schallwellen anspricht, die das Ti-cken einer Armbanduhr erzeugt.
So können diese »Steigbügel« in gewisser Hinsicht einen ähnlichen Zweck erfüllen wie an unserem Ausgangspunkt – den Pferden – beschrieben. Sie können uns, wenn wir richtig hören, zu einem »Aufstieg« verhelfen, der entscheidend ist für unser Leben, nämlich den »Aufstieg« zu Gott. Der ist nämlich abhängig vom Hören (und Annehmen) des Evangeliums. Das ist die gute Nachricht von Jesus Christus, wie er lebte und für uns starb und auferstand, damit wir aus den Abgründen der Gottesferne wieder »aufsteigen« können zu Gott.
Günter Seibert