Scheint nicht diese Überschrift unserem Tagesspruch direkt zu widersprechen? Einmal heißt es, kein Unglück geschehe, ohne dass Gott es will und es ausführt, und dann steht da, er täte nichts Böses. Da hilft auch die Ausflucht nicht, Gott tue nichts Böses, er lasse es nur zu. Denn wenn er die oberste Gewalt hat, ist er auch für die Taten der bösen Menschen oder Mächte verantwortlich. Wenn ein Vater sieht, wie sein fünfjähriger Sohn Fensterscheiben einwirft, wer trägt dann die Verantwortung?
Bei Fragen dieser Art gibt es keine schnellen Lösungen, denn wir können all dies - auch in unserem persönlichen Leben - nur verstehen, wenn wir glauben, dass Gott mit allem gute Ziele verfolgt, dass alles Böse also nicht das Ende, das Ziel, sondern nur Mittel zum Zweck ist. Besonders als Betroffene fällt es uns schwer, das einzusehen, weil unser Horizont verdunkelt ist und wir das Licht dahinter nicht wahrnehmen können.
Gott anklagen zu dürfen, setzt die volle Einsicht in alle Zusammenhänge voraus, und die haben wir bei weitem nicht.
Durch Glauben »wissen« wir aber, dass Gott nur Gedanken des Friedens mit seinen Leuten hat, und dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten ausschlagen werden. Wer sich nicht demütig diesen Tatsachen stellen mag, zeigt, dass er Gott als Feind betrachtet, und die Bibel sagt, es sei schrecklich, in die Hände des allmächtigen Gottes zu fallen. Aber das muss ja nicht das letzte Wort sein. Jeder darf Gott durch Jesus Christus als Vater kennenlernen.
Hermann Grabe