Das neugeborene Giraffenkalb fällt aus 1,5 Metern Höhe quasi ins Leben. Die Mutter ist nicht in der Lage, sich zur Geburt bequem auf den Boden zu hocken. Sie würde zudem zur leichten Beute für die Löwen. Im Vergleich zur Geburt anderer Säugetiere hat die Baby-Giraffe ein zusätzliches Problem. Sie hat einen sehr zerbrechlichen langen Hals, an dem ein 70 kg schwerer Körper »dranhängt«. Käme der Kopf zuerst heraus, würde der Hals brechen, wenn der nachfolgende Körper darauf fällt. Käme hingegen der Kopf zuletzt heraus, würde auch hierbei der Hals brechen, wenn durch das Körpergewicht der Kopf plötzlich aus dem Muttertier herausgerissen würde.
Was ist des Schöpfers Lösung für dieses offensichtliche Problem? Er hat die hinteren Hüften viel schmaler konstruiert als die vorderen Schultern. Der Hals ist gerade lang genug, um den Kopf auf den Hüften ruhend, den Geburtskanal passieren zu lassen. Die Vorderfüße kommen zuerst heraus, um den Fall des Tieres abzubremsen. Von den hinteren Hüften wird der Kopf unterstützt und abgefedert. Weil der Hals biegsam genug ist, kann er sich leicht um die vorderen Schultern beugen.
Alles läuft perfekt inszeniert ab. Innerhalb von Minuten steht das Kalb mit Anmut zwischen den Beinen der Mutter.
Ökologisch gesehen passt die Giraffe genau zu ihrer Umgebung und erfüllt wichtige Aufgaben. Gebraucht wird ein Baumtrimmer, der verhindert, dass die schnell wachsenden Bäume den Boden überschatten und das Gras abtöten, das als Nahrung für andere Tiere benötigt wird. Außerdem übernehmen sie die Wächterfunktion, weil sie von höherer Warte aus die Bewegungen der Raubkatzen beobachten können. Werner Gitt