Dass Banken Existenzgründungen finanzieren, ist normal. Die Anfrage auf meinem Schreibtisch sprengt jedoch den Rahmen des Üblichen. Der Existenzgründer beantragt Darlehen zur Gründung einer Bank! Und als sei es die normalste Sache der Welt fährt der Antragsteller fort: Unser Institut möge ihm für seine zu gründende Bank doch auch einen geeigneten Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Dieser Mitarbeiter soll über die gesetzlich verlangte fachliche Eignung verfügen, so dass er als Geschäftsführer der Bank tätig sein könne. Seine jetzige Tätigkeit könne er trotzdem beibehalten, denn seine einzige Aufgabe bestände in der Unterzeichnung der Briefe, die ihm der Existenzgründer zusende. Dafür würde er eine geringe monatliche Prämie erhalten …
Natürlich wird dieser Antragsteller niemals den Traum von einer eigenen Bank verwirklichen können. Aber die »Stellenbeschreibung« in dem Brief bringt mich zum Nachdenken: Entspricht das nicht genau dem Wunschbild, das viele Menschen vom »lieben Gott« haben? Jemand, der alles unterschreibt, was wir ihm vorlegen? Der alle unsere Wünsche umgehend erfüllt und gleichzeitig die Verantwortung übernimmt, falls einmal etwas schiefgehen sollte? Doch dieses Gottesbild entspricht nicht der Realität. Wir haben es mit dem souveränen Gott zu tun, der über alle Gewalt im Himmel und auf Erden verfügt, mit einem Gott, der uns nicht nötig hat und vor dem wir unendlich klein sind. Und doch kommt uns dieser große Gott entgegen und bietet uns an, seine Kinder zu werden. Die Voraussetzung ist jedoch, dass nicht wir über Gott herrschen wollen, sondern ihm die Herrschaft über unser Leben einräumen!
Andreas Droese