2012 ist es genau 1000 Jahre her, dass Thietmar von Merseburg (978-1018) ein Werk begann, das die ersten hundert Jahre der mittlerweile 1100-jährigen Geschichte Deutschlands ausführlich beschrieb. Thietmar war der dritte Sohn des Grafen von Walbeck (nördlich von Helmstedt) und nach den adligen Bräuchen jener Zeit zur geistlichen Laufbahn bestimmt. Wirklich wurde er nach gründlicher Ausbildung an Domschulen Priester, Propst und schließlich 1009 Bischof von Merseburg, was ihm seinen historischen Namen gegeben hat.
Er verfasste ab 1012 bis zu seinem Tod die »Chronik« der Anfänge des »Heiligen Römischen Reiches Teutscher Nation« unter den sächsischen Kaisern (908-1018) von Heinrich I. und Otto d.Gr. bis zu Heinrich II., dem Heiligen, als dessen Gefolgsmann - Bischöfe waren damals Reichsfürsten und Regenten ihrer Bistümer - er mitten im politischen Leben stand. Für seine Chronik benutzte er schriftliche Quellen, konnte aber auch viel aus eigener Kenntnis beitragen, begleitete er doch oft seinen frommen Kaiser auf seinen Zügen durch das Reich.
Sein Buch ist eine Fundgrube des Wissens über jene Zeit; er beurteilte vom christlichen Standpunkt aus gute und böse Taten und verschwieg nicht, dass es bei aller Verschlungenheit des politischen Lebens letztlich bei jedem einzelnen Menschen auf das Seelenheil ankommt. Politik und Geschichte unterlagen für ihn unabdingbar dem Urteil Gottes, und er sah es kritisch, dass das Leben des Volkes so wenig dem Willen Gottes entsprach. Dem können wir uns für unsere heutige Zeit nur anschließen, könnten wir doch hoffnungsvoller in die Zukunft schauen, wenn Politiker Gottes Wort und Willen und Willen mehr in ihr Tun einbezögen. Gerhard Jordy