Ein Dokumentarfilm über Albatrosse hatte es mir angetan. Diesen »Königen der Lüfte« zuzusehen ist faszinierend, solange sie im Wind über dem Meer gleiten. Am Boden aber wird diese Majestät zum Tollpatsch. Die Landungen der Seevögel ist Stoff für so manchen Filmemacher, der seine Zuschauer zum Lachen bringen will. Jede Albatros-Landung ist eine Bruchlandung: Das Fahrwerk knickt weg, die Vögel rutschen auf dem Bauch über den Sand, überschlagen sich und stoßen zu allem Überfluss sämtliche Verwandten um.
Der Film zeigte, wie Albatrosse ihre Jungen aufziehen. Wochenlang hockt der Nachwuchs in den Nestgruben, bis einzelne am Strand ihre ersten Spaziergänge wagen. Ich meinte ihre Gedanken lesen zu können: »Was ist das für ein Leben: watscheln, stolpern und dazu dieses Kamerateam, sodass sich bald alle Welt über uns lustig macht.« Dann aber kamen die Szenen, als die Jungvögel erstmals mit den Elementen in Berührung kamen, die fortan ihr Leben bestimmen sollten: Wind und Wasser. Die Kamera zoomte einen der Brüder heran, der seine Tragflächen ausbreitete. Der Wind hob ihn kurz an, um kurz darauf dem nächsten zu helfen: Er trug erst den einen, dann seinen Nebenmann, schließlich den Nachwuchs der gesamten Kolonie über die Küste hinweg. Wie sie dieses neue Lebensgefühl genossen! Hunderte junger Albatrosse nahmen froh und frei über dem Pazifik ihre ersten Flugstunden.
Ähnlich erhebend ist es, wenn Menschen Gottes Gnade entdecken. Niemand muss in seinem Loch des Verlorenseins sitzen bleiben; niemand bis an sein Lebensende von Sünde zu Sünde stolpern, auf die Nase fallen und resignieren; denn die Gnade Gottes hat uns zum Leben befreit. Markus Wäsch