Noch spät abends klingelt es an der Tür. Die Eheleute sehen sich an: »So spät, wer kann das noch sein?« Der Mann öffnet. Draußen steht ein Polizeibeamter. »Sind Sie Herr …?«, fragt er. Als der Mann bejaht, will der Beamte wissen: »Haben Sie einen Sohn mit Namen …?« – »Ja, ist was mit ihm?«, fragt der Mann und bittet den Beamten herein. Dieser sucht sichtlich nach Worten und sagt schließlich: »Ihr Sohn ist verunglückt – tödlich.« Die Frau schreit gellend: »Nein! Das kann nicht wahr sein!« Ihr Mann sucht nach einem Halt und muss sich setzen. Ihr einziger Sohn, gerade 19 Jahre alt, vor drei Stunden noch bei ihnen – er sollte nie mehr wiederkommen?
Ja, es ist wahr, jeder weiß es, und ein Blick in die Todesanzeigen bestätigt es: Nicht nur alte Menschen sterben. Es sterben Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Männer und Frauen in der sogenannten Blüte ihres Lebens. »Nur ein Schritt ist zwischen mir und dem Tod!« David, der spätere König Israels, sprach die Worte unseres Tagesverses als er noch nicht dreißig Jahre alt war. Solche nüchterne Einsicht zu haben ist ein Geschenk. Denn niemand von uns weiß den Tag seines Todes, jeder weiß nur, dass dieser Tag einmal kommen wird. Und wer sich rechtzeitig darauf vorbereitet, kann diesem Tag entkrampft und sogar froh entgegensehen. Worin die Vorbereitung besteht? – Schon hier und heute in einer bewussten persönlichen Entscheidung sein Leben und Sterben in die Hand Jesu Christi legen, des Sohnes Gottes, der für uns gestorben und auferstanden ist, damit wir auch nach unserem Tode mit ihm ewig leben können. Otto Willenbrecht