»Zur Fürbitte gehören drei Dinge: Erstens der Glaube, dass Gott wirklich helfen kann. Zweitens bittet man von ganzem Herzen nur, wenn man jemanden lieb hat. Ist uns jemand gleichgültig, kann auch die Fürbitte nur eine Routineangelegenheit sein. Drittens gehört dazu, dass man selbst nicht helfen kann. Wenn nämlich der Nachbar Hunger hat, hilft keine Fürbitte, sondern ein Topf mit kräftiger Suppe.
So ging es mir mit meinem Neffen Lot. Als er gefangen war und ich ihn raushauen konnte, habe ich das getan. Als aber Gott Sodom vernichten wollte, konnte ich nicht selbst eingreifen. Ich wusste aber, dass dann Lot verloren war. So blieb mir nichts als die Fürbitte.
Dabei ist es ein großer Trost, wenn man daran festhält, dass Gott gerecht ist und keine Fehler macht, und dass er auf unserer Seite ist und unser Drängen, Bitten und Flehen nicht als aufdringlich oder unpassend empfindet. Das Gegenteil ist richtig. Er erhört nur, wenn wir unsere Bitten ernst meinen. Daran hat er Wohlgefallen, denn er selbst ist gütig und menschenfreundlich.
Lange habe ich für Lot gebetet, aber leider nicht lange genug. Ich habe mit Gott gehandelt: ›Wenn 50 Gerechte in der Stadt sind, wirst du sie nicht verderben können!‹ Gott ging darauf ein. Dann handelte ich weiter herunter über 45, 40, 30, 20, bis auf zehn Gerechte. Zehn Gerechte, so meinte ich, müsste es doch wohl in Sodom geben. Hätte ich doch bis auf einen heruntergehandelt, dann stände die Stadt sicher noch heute.«
Also: Nie aufhören mit der Fürbitte!
Hermann Grabe