Für uns als Familie war es sehr spannend zu sehen, wie unser Leben in Zentralasien ausschauen würde. Unsere drei Kinder im Alter von 12, 10 und 9 Jahren waren mit uns bereit, alles aufzugeben. Als wir dann vor zweieinhalb Jahren unsere Koffer packten, wussten wir nicht, was auf uns zukommt, wenn wir hier leben. Alles wurde radikal anders. Wir sitzen nicht mehr auf Stühlen, sondern auf dem Boden. Zum Einkaufen geht man nicht mehr in den Supermarkt, sondern auf den Basar. Man gibt Frauen zur Begrüßung nicht mehr die Hand, man hat grundsätzlich eine offene Tür für jeden, der kommt, auch wenn die Verständigung zumindest am Anfang sehr mühselig ist.
Das kann die Familie ganz schön belasten. Man hat zwar sein eigenes Haus, aber das ganze Leben ist völlig anders als vorher. Man kocht anders, man isst anders, schläft anders, nämlich auf dem Boden. Es gibt kein fließendes Warmwasser mehr. Dazu sind viele Tage von Stromausfällen geprägt. Im Winter besteht die Gefahr, dass bei minus 30 Grad die Wasserleitung einfriert. Man hat keine Freunde mehr, mit denen man sich von Angesicht zu Angesicht austauschen kann.
Was uns in all diesen Lebensumständen zusammenhält, ist die Gewissheit, dass wir hier sind, weil es Gott so will. Als wir abreisten, hatte jeder von uns zuvor sein individuellen Ja zu diesem neuen Lebensabschnitt gefunden. Das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes ist unsere feste Grundlage, um hier zu leben und zu arbeiten. So können wir mit Freuden bezeugen: Es lohnt sich in jedem Fall, auf Gott zu vertrauen! Es gibt keinen Lebensumstand, wo dieses Vertrauen fehl am Platz wäre.
Rudolf Kühnlein