»Was für einen Beruf üben Sie aus?«, wollte die Ärztin von meiner Frau wissen. »Ich bin nur Hausfrau«, antwortete meine Frau auf die Frage der Medizinerin. »Dann nützt es Ihnen nichts, wenn ich Ihnen bescheinige, dass Sie eine Woche arbeitsunfähig sind.«
Als meine Frau mit ihren Eltern eine Woche Urlaub im Schwarzwald verbrachte, habe ich »Urlaub« genommen und für eine Woche den Haushalt mit vier Kindern geführt. Ich bin früh aufgestanden, um den Frühstückstisch zu decken und die Schulbrote zu schmieren. Den Mädchen habe ich die Haare gekämmt und nachgefragt, ob auch alle Schulbücher und Hefte, die an diesem Morgen benötigt wurden, im Schulranzen sind. Dann wurde gespült, die Betten gelüftet und für das Mittagessen eingekauft, gekocht, der Tisch gedeckt, zu Mittag gegessen, den Kindern zugehört, was sie in der Schule erlebt hatten, gespült, Geschirr weggeräumt, Hausaufgaben beaufsichtigt, zwischendurch die Waschmaschine angestellt und vieles mehr …
Abends fiel ich müde ins Bett und träumte von aufgetürmtem Geschirr und Wäschebergen.
Als meine Frau nach einer Woche Urlaub endlich wieder zu Hause war, bekannte ich: »Ich bin froh, wenn ich Montag wieder im Büro an meinem Schreibtisch sitze!« – »Und für mich beginnt wieder die Sieben-Tage-Woche mit einem Zwölf-Stunden-Tag«, kommentierte meine Frau meinen Stoßseufzer.
Von einer Hausfrau, die nach ihrem Beruf gefragt wurde, las ich: »Ich arbeite in der Kommunikationsbranche, bin Organisationsmanagerin, fördere den Nachwuchs, motiviere die Mitarbeiter und tröste sie, bin Streitschlichterin, Pflegefachkraft und Finanzmanagerin. Ich führe recht erfolgreich ein kleines Familienunternehmen.« Detlef Kranzmann