Der Kampf war nur kurz, doch hatte ich einen anderen Sieger erwartet. Stattdessen flog der Milan von der Krähe geschlagen davon, und man konnte ihn den Rest des Tages in diesem Gebiet nicht mehr sehen.
Bei seinem Beutezug war der Raubvogel wahrscheinlich zu nah an das Nest der Krähen geflogen, und diese hatten unter Einsatz von Krallen und Schnabel ihre Brut verteidigt. Interessanterweise konnte ich einige Zeit vorher ein ähnliches Schauspiel beobachten, nur dass diesmal die Krähe von zwei Meiseneltern harsch vertrieben wurde.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich die meisten Vogeleltern, oft unter Einsatz ihres Lebens, für ihren Nachwuchs einsetzen und ihre Brut beschützen. Dabei ist es für sie unwichtig, ob die kleinen Vögel schon geschlüpft sind oder sich vorerst »nur« Eier im Nest befinden. Für sie gilt nur, dass der Nachwuchs geschützt werden muss.
Wie anders ist das doch bei uns Menschen – wie die zwar sinkende, aber dennoch hohe Abtreibungsrate zeigt!
Als mein Mann und ich das erste Ultraschallbild von unserem Sohn sehen konnten, war er gerade mal 33 mm groß, und doch waren ganz klar Arme, Beine, Rumpf und Kopf zu erkennen. Und in diesem Stadium meiner Schwangerschaft hätte ich noch ohne Weiteres eine Abtreibung durchführen lassen können. Mir ist wieder neu bewusst geworden, dass ich diesen kleinen Menschen schützen musste und dass Gott mir damit eine große Verantwortung übertragen hat. Wir haben sie dankbar angenommen, und mit seiner Hilfe versuchen wir, dieser Verantwortung gerecht zu werden – bis unser Kind »flügge« geworden ist. Stephanie Weuste