Hier werden nicht die Friedlichen glückselig gepriesen, sondern solche, die den Frieden aktiv herstellen. Das geht meistens auf Kosten der eigenen Vorteile und der eigenen Ehre. Darum ist Friedenstiften auch ein so seltenes und hohes Gut.
Im Buch der Richter (Kapitel 8) wird ein solcher Fall geschildert: Gideon hatte einen glänzenden Sieg errungen und danach die anderen Israeliten eingeladen, mit ihm zusammen die versprengten Feinde aufzustöbern. Das reichte einigen von ihnen nicht, und so zankten sie heftig mit Gideon. Der aber wollte unbedingt einen Bruderkrieg vermeiden und unterließ jeglichen, auch noch so berechtigten Vorwurf. Stattdessen lobte er sie und stellte ihre Erfolge über seine eigenen. Das tat er überdies so überzeugend, dass sich die Streithähne beruhigten und sich mit ihrer Beute zufriedengaben.
Hundert Jahre später erlebte der Richter Jephta eine beinahe parallele Situation. Er aber fühlte sich von den ungerechten Forderungen und Vorwürfen dermaßen gekränkt, dass er zu den Waffen griff. Das Ergebnis: 42.000 Tote.
Das Friedenstiften kann man, wenn man Gott gehorchen will, überall praktizieren: zu Hause, unter Geschwistern und Eheleuten, am Arbeitsplatz und in der Gemeinde. Christen wissen, dass Christus Frieden zwischen Gott und Menschen gemacht hat. Darum sind sie auch verpflichtet, dem Frieden mit allen Menschen nachzujagen.
»Ja«, sagt da wohl mancher, »wenn's aber immer auf meine Rechnung geht, wo bleib ich denn da?« Denen kann man nur antworten: »Versuch gar nicht erst, in dieser Welt auf deine Kosten zu kommen. Denk an das himmlische Reich, und dass du dann zu den Söhnen Gottes gehörst!« Mach es wie Gideon und nicht wie Jephta!
Hermann Grabe