»Geschrieben steht: Im Anfang war das Wort. Hier stock ich schon. Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, ich muss es anders übersetzen …« Diese Worte lässt der Dichterfürst Goethe seine Faust-Figur in der bekannten Tragödie sagen, als Faust sich anschickt, das Evangelium in sein »geliebtes Deutsch zu übertragen«. Eine Vorlage für die Tragödie war die zweifelhafte Karriere des Alchimisten und Astrologen Dr. Georg Faustus im 16. Jahrhundert. In Goethes Drama versucht Faust herauszufinden, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Faust geht dabei einen Pakt mit dem Teufel (Mephisto) ein. Nach manchen dämonischen Erlebnissen stirbt Faust voller Schuldgefühle, während die Engel singen: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen«. Erlöst wird also nach Goethe, wer »sich strebend bemüht«. Goethes Gottesbild lässt sich mit den Begriffen »Allliebe« und »Urkraft« einfach zusammenfassen.
Doch diese und jede andere Selbsterlösungsreligion geht an der biblischen Offenbarung vorbei. Nach der Bibel war im Anfang das Wort Gottes, das den Menschen geschaffen hat. Aber weil dieser sündig wurde, war es nötig, dass der Sohn Gottes stellvertretend für fremde Schuld starb, damit der gerechte Gott den Menschen wieder aufnehmen konnte. Nur wer das eingesteht und für seine Schuld um Vergebung bittet, wird von Gott (nicht von den Engeln!) erlöst. Gottes »Allliebe« gilt zwar jedem Menschen, aber nicht jeder nimmt seine Liebe für sich in Anspruch und hört auf, sich »strebend zu bemühen«. Was Goethe und sein Faust suchten, ist nur in Jesus Christus zu finden.
Uwe Harald Böhm