Das war ein Schock für die sonst so erfolgreichen Römer. Über hundert Jahre lang hatten sie die umwohnenden Stämme in die Abhängigkeit gezwungen - da brach plötzlich die Katastrophe über sie herein. Ein wildes Volk, die keltischen Gallier, kam von Norden, besiegte sie in einer Schlacht und besetzte im Jahr 387 v. Chr., vor 2400 Jahren, das schutzlose Rom, plündernd und mordend. Mit einem riesigen Lösegeld mussten die Römer den Abzug der Gallier erkaufen. Beim Abwiegen der Goldschätze stellten die Römer fest, dass die Feinde zu ihrem Vorteil falsche Gewichte verwendeten, und protestierten. Da warf der Anführer der Gallier noch sein Schwert auf die Waagschale und rief: »Vae victis!« - »Wehe dem Besiegten!«, und die Römer mussten nachgeben.
So geht es in unserer Welt zu. Wer schon wankt, wird umgestoßen; wer unten liegt, wird noch getreten; wer wenig hat, dem wird noch das Letzte genommen. So erbarmungslos können Menschen sein.
Ganz anders ist da Gott, wie es unser Tagesvers zum Ausdruck bringt. Er erbarmt sich gerade dessen, der am Boden liegt, der nicht mehr weiterkann, denn Barmherzigkeit ist die herausragende Eigenschaft Gottes, weil er seine Geschöpfe unendlich liebt. Er sieht den Menschen in seiner Gottlosigkeit und ewigen Verlorenheit, und deshalb hat er sich der zu ewiger Gottesferne, d. h. zur Hölle, Verdammten in der Sendung Jesu Christi erbarmt.
Im Glauben daran, dass der Sohn Gottes für unsere Schuld am Kreuz gestorben ist, kann jeder Verlorene ewiges Leben in der Herrlichkeit Gottes erlangen. Nicht »Wehe!«, sondern »Glückseligkeit!« dem, der sich vor Gott für besiegt erklärt, ist Gottes Wesen. Gerhard Jordy