Heute vor 80 Jahren wurden die Richtlinien der »Glaubensbewegung deutscher Christen« öffentlich bekanntgegeben. Sie schlossen sich eng an das politische Programm Hitlers an und sind ein erschütterndes Zeugnis für den Ungeist jener Zeit, der auch in führenden Kirchenkreisen Einzug gehalten hatte:
»Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen (...) Wir fordern aber auch Schutz des Volkes vor den Untüchtigen und Minderwertigen (...) In der Judenmission sehen wir eine schwere Gefahr für unser Volkstum. Sie ist das Eingangstor fremden Blutes in unseren Volkskörper (...) Die Heilige Schrift weiß auch etwas zu sagen von heiligem Zorn und sich versagender Liebe. Insbesondere ist die Eheschließung zwischen Deutschen und Juden zu verbieten (...)«
Die Liste der »deutschen Christen« errang bei den preußischen Kirchenwahlen im November 1932 ein Drittel aller Sitze. Die sich formierende Bekennende Kirche um die Pfarrer Niemöller und Bonhoeffer übte harte Kritik an diesen Richtlinien, was immerhin zu einer gemäßigten Version derselben im Mai 1933 führte.
Die Heilige Schrift fordert Gläubige eindringlich dazu auf, die Geister zu prüfen, um Verführung zu entlarven: »Prüft die Geister, ob sie von Gott sind« (1. Johannes 4,1). Das galt nicht nur in der Nazizeit. Auch heute ist Standhaftigkeit gefragt. Wer die Augen offen hält, sieht deutlich, dass heute vieles in der Christenheit erlaubt und üblich ist, was man von 50 Jahren noch für unmöglich hielt, weil die Bibel es schlicht verbietet oder für sündhaft hält.
So muss man heute wieder entscheiden, ob man mit den Wölfen heulen oder treu zu Gottes Geboten stehen will. Gabi Singer