Die Vorstellung, dass ein Menschenleben buchstäblich umsonst gelebt wurde, lässt mich erschaudern. Wir sind technisch und elektronisch top ausgerüstet, schaffen es, durch wissenschaftliche Forschung die Lebenserwartung beständig hochzuschrauben - und dann soll alles umsonst gewesen sein? Ich kann einfach nicht glauben, dass wir erst auf dem Sterbebett anfangen, darüber nachzudenken, was es mit dem Sinn und Zweck unseres Lebens auf sich hat. Wir sind doch intelligent und wollen nicht am Schluss die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben!
Paulus denkt im Galaterbrief ebenfalls über ein »Umsonst« nach. Es geht dabei um Jesus, der sein Leben opferte, damit Menschen mit Gott versöhnt und gerechtfertigt werden können: Wenn Gerechtigkeit durch gute Werke kommt, dann ist Christus umsonst - vergeblich - gestorben, dann war sein ganzer Einsatz sinnlos. Sein Leben und Sterben geschah aber unter einer richtigen Voraussetzung und war deshalb nicht umsonst: Bei Gott kann man sich Gerechtigkeit nicht verdienen, die Schuld ihm gegenüber ist nur zu tilgen, wenn einer sie voll übernimmt. Das hat Jesus Christus getan. Deshalb waren sein Leben und sein Tod nicht umsonst, denn dadurch wurde bewirkt, dass Gott Menschen nun gnädig sein kann.
Wenn also einer sein Leben dafür geopfert hat, damit Menschen mit Gott versöhnt werden, dann ist es entscheidend, welche Rolle Gott in meinem Leben spielt. Mit Gott versöhnt zu sein bedeutet, über den Tod hinaus ewiges Leben zu erhalten. Und für das Leben jetzt bedeutet es, zu der Bestimmung zurückzufinden, für die der Mensch überhaupt geschaffen wurde.
Rudolf Kühnlein