Sie kennen Herrn Pyrrhus nicht? Dieser Mann wäre längst vergessen, wenn er sich nicht mit den Römern angelegt hätte. Im 3. Jahrhundert v. Chr. beginnt Rom, seine Herrschaft über Mittel- und Unteritalien auszudehnen. König Pyrrhus von Epirus (Nordwestgriechenland) eilt mit seinem Heer der bedrohten griechischen Stadt Tarent zu Hilfe. In zwei Schlachten bei Heracleia und Asculum besiegt er 280/279 v. Chr. die römischen Legionen. Seine Verluste sind jedoch enorm. Außerdem findet er keine weiteren Verbündete gegen Rom, so dass er sich letztlich 275 v. Chr. den Römern geschlagen geben muss. Siege, die eigentlich Niederlagen sind, nennt man seither »Pyrrhussiege«.
Nicht nur im Militärischen gibt es solche Scheinerfolge. Die Pyrrhussiege im persönlichen Leben werden zum Beispiel auf den Schlachtfeldern der Rechthaberei »errungen«: Ich möchte so gerne Recht behalten, meine Meinung soll zur Geltung kommen – koste es was es wolle! Nur – die Genugtuung, die ich zu erreichen glaube, hat einen hohen Preis: Freundschaften zerbrechen, das Verhältnis zwischen Eheleuten, Kindern und Eltern, Nachbarn oder Kollegen ist gestört. Am Ende stehe ich mit meinen »Recht« ziemlich einsam da.
Sicher, Recht muss Recht bleiben, und der Wahrheit sollte sich jeder verpflichtet fühlen – doch wenn das Motiv dazu der eigene Egoismus ist, wenn im Umgang mit dem Anderen die Liebe fehlt, so endet alles im Chaos. Wo die Liebe Gottes regiert, geht es nicht mehr um Sieg und Rechthaberei, sondern um gegenseitige Achtung, um Ein- und Unterordnung. Die »unteren Wege« – so schwach sie einem erscheinen – sind die erfolgreichen! Siehe Jesus Christus. Günter Dürr