Es war ein wunderschöner, klarer Septembertag. Heute, am Spätnachmittag, sollte unsere Ballonfahrt stattfinden. Nach sorgfältigen Startvorbereitungen blähten sich langsam die Ballonhüllen auf. Dann konnten wir einsteigen und kurze Zeit später entschwebten wir dem Erdboden. Vor unseren Augen entfaltete sich ein wundervolles Panorama. Die Berge, die unser Dorf umgeben, wurden immer niedriger und gaben schließlich den Blick auf die Nachbardörfer frei. Immer höher stiegen wir und immer weiter reichte unser Blick. Das ganze Panorama unserer heimischen Landschaft lag gleich einer überdimensionalen Reliefkarte unter uns. Das Faszinierendste an der Ballonfahrt aber war der senkrechte Blick nach unten. Die unübersichtliche kurvenreiche Straße, die unseren Ort mit der Stadt verbindet, lag in voller Länge unter uns. Hätte ich eine Funkverbindung zu dem Auto gehabt, das gerade die Stadt verließ, ich hätte den Insassen genau sagen können, in welcher Kurve ihnen ein LKW entgegenkommt.
So ähnlich stelle ich mir auch die Bedeutung des heutigen Bibelverses vor, auch wenn dies nur ein schwacher Vergleich ist: Gott sieht mein Leben von oben aus einer höheren Perspektive. Er sieht gleichzeitig den Anfang und das Ende. Er weiß, was mir hinter der nächsten Kurve entgegenkommt. Und er weiß, was gut für mich ist, auch dann, wenn ich sein Handeln (noch) nicht verstehe. Er spricht durch sein Wort, die Bibel zu uns: »So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken« (Jesaja 55,9). »Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen« (Römer 8,28).
Günter Seibert