Neulich fuhr ich in einem Auto, das ein Navigationssystem besaß. Mit freundlicher Gelassenheit und weit vorausschauend steuerte uns der Apparat, und schließlich wurden wir mit den Worten: »Jetzt haben Sie Ihr Ziel erreicht« bis vor die Haustür unseres Heims gebracht.
Der Fahrer missachtete während der Fahrt absichtlich die Anweisung des »Piloten«. Wir wollten mal sehen, wie er reagiert. Erst meinte er, das Beste sei, bei der nächsten Gelegenheit umzukehren. Als wir aber auch das ignorierten, tat er, als sei nichts geschehen und suchte für uns eine neue Route aus. Ich dachte gleich: So gelassen müssten wir auch reagieren, wenn man unseren gut gemeinten und manchmal sogar objektiv richtigen Rat missachtet.
Was ist es doch, das uns ärgerlich werden lässt, wenn die anderen sich bockig stellen? Nur selten geschieht es, weil wir Mitleid mit dem anderen haben, da er sich nun eine Suppe einbrockt, die er nicht gern auslöffeln wird. Meistens geht es um unsere Ehre. Unser Stolz fühlt sich beleidigt. Wir mögen es nicht, wenn man uns und unseren gut gemeinten Rat ignoriert. Und wir reagieren gereizt oder sagen gar nichts mehr.
Wo wären wir aber, wenn Gott so handeln würde? Wie viel Ungehorsam muss er ertragen! Und bis heute trägt er uns in schier endloser Geduld. Wer an ihn denkt, wird dankbar für seine Langmut und kann dann auch mit der Sturheit der Mitmenschen langmütiger umgehen. Wir sollten ihm heute für seine große Gnade danken, und das tun wir auch dadurch, dass wir gnädig mit unseren Mitmenschen verfahren. Versuchen Sie es doch gleich einmal!
Hermann Grabe