John Wesley war Pfarrer in England. Er gehört zu den bedeutendsten Gestalten in der neueren Kirchengeschichte. Von Wesley wird berichtet: Er trug einmal eine Halsschleife, deren Enden zu lang herunterhingen. Eine Zuhörerin war dadurch so abgelenkt, dass sie nicht mehr der Predigt folgen konnte und nur noch auf die Halsbinde sah. Nach dem Vortrag ging sie auf Wesley zu und meinte: »Ihre Binde ist viel zu lang und zu weltlich.« Wesley ließ eine Schere holen und ermunterte die Dame: »Sie können die Binde nach ihrem Gutdünken kürzen.« Sie trat auf ihn zu und schnitt beide Enden der Binde ab.
Dann fragte Wesley: »Darf ich jetzt auch die Schere haben? Strecken sie ihre Zunge heraus. Sie ist viel zu lang und ärgerlich. Ich will ein Stück davon abschneiden!«
Vielleicht schmunzeln wir über die Situation und die Schlagfertigkeit von Wesley. Haben beide überreagiert? Kennen Sie solche Augenblicke, Gelegenheiten, in denen Sie überreagieren und ihren Gesprächspartner verletzt haben? Mit unserer Zunge ehren wir Gott und mit ihr fluchen wir Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen worden sind. Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies sollte nicht so sein! Die Quelle sprudelt doch auch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere hervor?
Gibt es Hilfe aus dem Spannungsfeld heraus? Wie können wir diese Giftquelle austrocknen? Paulus empfiehlt: »Orientiert euch an dem, was wahrhaftig, gut und gerecht und anständig, liebenswert und wohllautend ist« (Philipper 4,8). Detlef Kranzmann