Haben Sie das schon mal zu jemandem gesagt? Wohl kaum - obwohl man wirklich manchmal Grund dazu hätte. Man tut's in der Regel nicht, weil man fürchtet, der andere werde darauf beleidigt reagieren.
Im Internet soll es Seiten geben, auf denen man all das loswerden kann, was man Arbeitskollegen und anderen gern einmal sagen möchte. Da geht es dann um Mundgeruch, Achselschweiß, schlechte Gewohnheiten und anderes.
Es ist nur zu verständlich, dass wir vorsichtig sind anzumahnen, was uns an anderen stört. Wir sind ja auch nicht ohne Fehler. Schweigen jedoch ist auch nicht immer Gold, obwohl in unseren Zeiten die »political correctness« oft verbietet, über bestimmte Dinge öffentlich zu reden.
Politisch korrekt ist es oft nicht, wenn man das Handeln mancher Personen schlicht und einfach als Sünde(!) bezeichnet, und zwar in ursprünglichster Bedeutung des Wortes und nicht so obenhin, oberflächlich und augenzwinkernd. Am liebsten aber lässt man es ganz sein. Dass Sünde nämlich etwas ist, das uns von Gott trennt, - mit einer solchen Aussage bugsiert man sich schnell in die Rolle des Spielverderbers.
Aber wie soll ein Mensch, der erkennbar auf einem üblen Wege ist, zur Einsicht in das Falsche seines Handelns gebracht werden, wenn niemand wagt, ihm in aller Liebe das Falsche in seinem Handeln zu verdeutlichen? Wächst dagegen Einsicht in das Fehlerhafte des eigenen Tuns, wächst auch der Wille zur Korrektur. Die samaritanische Frau (von ihr stammt unser Tagesvers) war dankbar, dass Jesus ihr »alles gesagt« hatte. Sie erlebte das als eine große Befreiung. Sie konnte einen Neuanfang unter der Vergebung Gottes machen. Das ist doch das Schönste, was uns im Leben passieren kann. Karl-Otto Herhaus