Sicher kennen Sie den Propheten Jona aus dem Alten Testament. Die meisten wissen nur, dass er einmal von einem großen Fisch verschluckt wurde und doch am Leben blieb; aber davon will ich heute nicht erzählen, sondern von dem Auftrag, den er hatte.
Er sollte in der Hauptstadt des mächtigen Assyrerreiches das Gericht Gottes ankündigen. Erst wollte er das nicht tun, weil er dachte, wenn die Stadt kaputt geht, haben wir Israeliten Ruhe vor diesen Räubern. Aber Gott bringt jeden zum Gehorsam, wenn er es will. So zog er endlich los.
Mit ihren Vorstädten hatte Ninive einen Durchmesser von drei Tagesreisen. Das war schon beeindruckend; aber Jona ließ sich nicht beirren, sondern hielt wohl die kürzeste Predigt, die je gehalten worden ist: »Noch vierzig Tage, dann ist Ninive zerstört!« Die Predigt wird er immer wiederholt haben, und bald begriffen die Leute, dass die Sache ernst gemeint war. Was mag diese hartgesottenen Räuber und Eroberer wohl bewegt haben, auf diese Predigt hin zu fasten und Gottes Erbarmen zu erbitten, wie uns der Tagesvers sagt?
1. sagte Jona nur das, was Gott ihm in den Mund gelegt hatte. Er verwässerte die Botschaft nicht, fügte nichts Eigenes hinzu und verdrehte auch nichts daran.
2. war es die Gnadenstunde Gottes für Ninive, und dann schmelzen die härtesten Herzen, und die vorlautesten Mäuler werden gestopft. Dann kommt es zu Reue und Vergebung.
Warum wird heute so viel umsonst gepredigt? Sollte etwa Gottes Gnadenstunde bei uns schon vorüber sein?
Gerhard Kimmich