Aufgeregt stehen die Kinder um die Krippenszene, die zum ersten Mal in unserem Kindergarten aufgebaut wurde. Eigentlich wird in dieser städtischen Einrichtung alles Christliche bewusst außen vor gelassen. Umso besonderer ist es, dass es in diesem Jahr in der Adventszeit nicht nur Strohsterne, Plätzchen und Nikoläuse, sondern eben auch eine Krippe gibt. Alles ist da, was dazugehört: die Hirten, die Weisen, Maria, Josef, die Krippe, Ochse und Esel. Plötzlich ruft ein Kind: »Aber da liegt ja gar kein Baby!« Tatsächlich – die Krippe ist leer. Ein verdutzter Vater geht zur Kindergartenleitung. Später erklärt er mir den Grund für das fehlende Jesus-Kind: Das Baby sei ja jetzt noch gar nicht geboren, deswegen werde es erst am Tag vor Weihnachten in die Krippe gelegt. Doch da hat der Kindergarten schon geschlossen ...
Ich fragte mich, ob diese Krippenszene nicht ähnlich ist wie die Weihnachtszeit vieler Menschen heute. Es gibt Glühwein, Weihnachtsmärkte, Geschenke und Kerzen. Man singt Lieder wie »Jingle Bells« und »In der Weihnachtsbäckerei«. Doch warum dieses Fest überhaupt gefeiert wird, ist vielen gar nicht klar. Das ganze Drumherum ist aufgebaut, doch das Zentrum fehlt. Aber das Bild ergibt so keinen Sinn: Die Menschen, die zur Krippe eilten, kamen ja erst, als Jesus geboren war und sie von den Engeln diese Botschaft hörten. Für eine leere Krippe hätten die Hirten niemals ihren Platz bei den Schafen verlassen. Genauso wenig ergibt Weihnachten ohne Jesus Christus Sinn. Man kann es sich zwar auch ohne das Kind in der Krippe gemütlich machen, sich beschenken und die Wohnung festlich dekorieren. Aber dann wird es keine Weihnachtsfreude geben, die auch in Krankheit, finanzieller Not und schwierigen Lebensumständen trägt. Weihnachten ohne Jesus Christus bleibt letztlich sinnlos.
Elisabeth Weise