»Ich halt’s nicht mehr aus!« Peter knallt die Tür ins Schloss und wirft die Schultasche in die Ecke. »Der Meyer nervt mich total. Immer dieser Sarkasmus, diese bissige Ironie! Der behandelt uns wie kleine Kinder. Ich glaub’ ich krieg ‘ne Krise!« Wütend verschwindet er in seinem Zimmer und dreht die Musikboxen voll auf.
Nachmittags kommt Inge aus der Musikschule: »So ein Stress! Stell dir vor Mam, jetzt soll ich die langen Klavier-Etüden für die Aufführung jeden Tag 8mal durchüben. So ein Unsinn, das pack’ ich nie! Ich glaub’ ich krieg ‘ne Krise!«
Kurz vor dem Abendessen kommt Vati mit quietschenden Reifen von der Arbeit: »Lilly, war das ein Tag! Ich glaub’ ich krieg ‘ne Krise! Der Chef macht mir totalen Druck. Soll alles bis zur Messe fertig sein! Dabei stecken wir sowieso schon bis zum Hals in Arbeit! Peter, mach’ die Musik leiser! Du nervst mich! Inge, hör’ sofort mit dem Klimpern auf!«
»Jetzt fängst du auch noch an!« tönt es stereo aus den Kinderzimmern. »Mama?«, fragt Tim leise, der sich in der Küche bis jetzt ziemlich bedeckt gehalten hat, »Darf ich auch ‘ne Krise haben?« »Ja«, seufzt Mutter gedehnt, »wenn du groß bist und nicht aufpasst, kriegst du sie sicher auch.« Dann blickt sie auf den heutigen Tagesspruch, den sie heute morgen vom Kalender an die Pinnwand geheftet hat und atmet tief durch. Wie schwer fällt es oft, uns gegenseitig zu ertragen, zu vergeben, wo der andere uns nervt. »Herr Jesus gib mir die innere Ruhe dazu!« Eberhard Platte