Bei Tiffany

Tiffany an der 5th Avenue in New York City ist eines der teuersten und größten Schmuckgeschäfte der Welt. In vier großräumigen Etagen mit unzähligen Vitrinen bestaunen nicht nur Käufer, sondern vorwiegend Touristen aus aller Welt die edlen Geschmeide. So ist hier ein Ring mit Brillanten von 3 Karat für 1,4 Millionen Dollar noch nicht einmal etwas Außergewöhnliches. Noch nie habe ich so teure und ausgefallene Kreationen aus Gold, Platin und Diamanten gesehen.
Ich hatte einige Traktate »Wie komme ich in den Himmel?« in Englisch bei mir und gab sie einigen freundlichen Ladies an den Verkaufstresen. Ob die freudige Abnahme auf amerikanischer Höflichkeit oder wirklichem Interesse beruhte, vermag ich nicht zu entscheiden. Unvergesslich ist mir jedoch die Reaktion eines leitenden Angestellten im feinen Nadelstreifen, der das Traktat abwies, dann aber seine Hände wie zu einem pastoralen Segen erhob und mit geradezu feierlicher Stimme sagte: »Heaven is here!« (Den Himmel haben wir hier!).
Wenige Minuten danach reichte ich das Traktat einem Bettler, der vor dem Eingang zu Tiffany im Rollstuhl saß und mit seinem Sammelbecher klapperte. Dieser Farbige ohne Beine nahm das Traktat gerne an. Er trug als Sonnenschutz eine Kappe mit der Aufschrift: »Jesus is my Boss« (Jesus ist mein Chef).
Ich musste immer wieder an diese beiden so unterschiedlichen Männer denken. Wer von ihnen war wohl der wirklich Reiche - der von teuren Diamanten Umgebene oder der Arme mit seinen wenigen Münzen? Die Bibel sagt: »Wer den Sohn hat, der hat das (ewige) Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das (ewige) Leben nicht« (1. Johannes 5,12). Werner Gitt