In der Schule für körperbehinderte Schüler, in der ich arbeite, beobachte ich oft einen 13-jährigen Schüler, der das freie Gehen, ohne gehalten zu werden, übt. Er kann aber nur sehr unsicher gehen. Seine motorischen Fähigkeiten werden durch seine große Ängstlichkeit noch mehr eingeschränkt. Das Körpergefühl und der Gleichgewichtssinn geben ihm keine deutliche Rückmeldung von Sicherheit. Er hilft sich damit, dass er immer einen Punkt am Boden vor sich fixiert. So fühlt er sich sicherer. Allerdings wirkt sein Gangbild schleppend und beschwerlich. Wird er geführt, geht alles leichter.
Mir kam ein Vergleich in den Sinn. Wir Menschen brauchen für unser Leben auch Sicherheit und einen Bezugspunkt. Es gibt vieles, was wir nicht kontrollieren können. Denn wir wissen nicht, was Leben und Zukunft bringen. Unsicher bewegen wir uns durch unseren Alltag. So brauchen wir auch einen Bezugspunkt, der dem Leben verlässlichen Halt gibt. Allerdings sind die Augen der meisten Menschen so wie bei dem beschriebenen Jungen nur auf den Boden gerichtet. Sie meinen, ihre Sicherheit nur in den Dingen auf der Erde zu finden, in Geld, Besitz, Beziehungen und Beschäftigungen. Sie schaffen es einfach nicht, den Blick nach oben zu richten, zu Gott. Dabei ist Gott die einzig wirkliche Sicherheit, und unser Leben wird von ihm gehalten.
Jesus öffnete den Himmel für uns, damit unser Herz einen Orientierungspunkt oben im Himmel haben kann, in Gott. Durch ihn werden unser Herz und unser Leben nach oben gezogen, damit wir dort bei ihm unseren Halt finden. Er ist stark genug, uns Zuversicht und Hoffnung zu geben, die uns froh und frei durch das Leben gehen lassen.
Manfred Herbst