Als die Brüder Joseph von weitem mit seinem langen, bunten Rock kommen sahen, schmiedeten sie den Plan, ihn umzubringen und den Leichnam in eine der leeren Zisternen zu werfen. Ruben, der Älteste, war aus eigensüchtigen Motiven dagegen, weil er sich dadurch mit seinem Vater zu versöhnen hoffte. Darum einigte man sich darauf, Joseph lebendig in die Grube zu werfen. Den Vater täuschten die Brüder, indem sie den bunten Rock in Blut tauchten und ihrem Vater sandten. Der sollte glauben, ein wildes Tier habe Joseph zerrissen.
Mehr als zwanzigmal steht allein im Johannesevangelium, dass man tätlich gegen den Herrn Jesus Christus vorgehen wollte, immer wieder beschloss man, ihn zu beseitigen, bis man schließlich das Ziel erreichte. Dann wurde der Herr in einer Felsengruft beigesetzt; Joseph wurde nur gleichnishaft begraben, als man ihn in die Grube warf, sonst wäre ja die Geschichte hier zu Ende gewesen: Christus aber wurde wirklich als Toter bestattet. Doch er stand am dritten Tag von den Toten auf.
Joseph wurde schließlich als Sklave verkauft. 20 Silberstücke erhielten die Brüder für ihn. Das waren zwei Drittel des Preises für einen erwachsenen Sklaven. Auch Jesus Christus wurde von dem Verräter für 30 Silberlinge verschachert. Übrigens schlug Juda den Verkauf Josephs vor, und Juda und Judas ist derselbe Name, nur einmal wie er im Alten und das andere Mal wie er im Neuen Testament ausgesprochen wird.
Der Verräter Judas ist ein ernstes Beispiel dafür, wie nahe man Jesus Christus und dem Christentum sein kann, um dann doch gänzlich abzufallen. Darum sollte jeder ganze Sache mit Gott machen und nicht meinen, man könne sich alle Optionen offen halten.
Hermann Grabe