Ja, warum eigentlich nicht? Die meisten, auch die, die sich für Christen halten, wissen kaum noch, worum es bei der Bibellese im Gottesdienst ging, sobald sie wieder auf dem Heimweg sind. Alles rauschte nur so vorbei. Auch die meist kurz abgehandelte »Stille Zeit« hinterlässt bei den meisten keine Spuren. Woran liegt das?
Dabei haben wir gehört, wie durch das Wort der Bibel Millionen im Laufe der Geschichte völlig verändert wurden. Rücksichtslose Egoisten wurden zu liebevollen Helfern, Raffgierige gaben allen Besitz für wohltätige Zwecke weg und brutale Schläger verwandelten sich in fürsorgliche Familienväter. Ängstliche gewannen Mut und Verzagte konnten anderen eine Hilfe sein. Und das alles, weil sie aufgrund ihres Bibellesens Gott ihr Leben übergaben mit all dem Bösen, was darin war, und er gab ihnen dafür ein Wesen, das ihm und den Menschen wohlgefiel.
Was also machen wir falsch, wenn uns die Bibel kalt lässt? Es mag viele Gründe geben; aber der wichtigste und allgemeinste ist der, dass Gott uns durch die Bibel auf etwas aufmerksam gemacht hat, was wir aber nicht ändern wollten, weil es unseren Stolz oder unsere Bequemlichkeit oder Eigenliebe gekränkt hätte. Dann redet Gott eine Weile nicht mehr mit uns. Sagt er nach einiger Zeit wieder etwas und wir hören nicht darauf, gelingt es uns schon besser, eine Ausrede zu finden. Schließlich bleibt er stumm.
Wie schrecklich! Weil er nämlich am Ende der Tage gerade das zur Sprache bringen wird. Und das wird uns dann ganz sicher treffen!
Hermann Grabe