Auf diese und ähnliche Fragen bekommt man oft die Antwort: »Ach hören Sie mir mit dem Christentum auf! Was haben die Kirchen im Lauf der Geschichte für Schandtaten begangen!«
Aber Kirchen wurden von Menschen gemacht, die Fehler haben wie wir alle, und vieles ist sicher völlig indiskutabel, was da abgelaufen ist; das Christentum aber kam in der Person Jesu Christi vom Himmel zu uns herab und ist etwas ganz anderes. Selbst die ärgsten Feinde haben an Jesus Christus keine Sünde oder Schlechtigkeit gefunden, so sehr sie auch suchten. Wenn die Christen ernsthaft diesem Vorbild nacheiferten, gäbe es auch über die Kirchen weit weniger zu klagen. Das möchte ich mit einem Gleichnis verdeutlichen:
Wenn eine Pyramide gebaut werden soll, braucht der leitende Baumeister nur den Schlussstein zu formen und anzugeben, wie hoch dieser am Ende über dem Boden stehen soll. Alle Winkel und Verhältnisse leiten sich daraus zwanglos ab. Folgen die Bauleute dem Vorbild, wird ein Bau entstehen, der – nur vergrößert – genauso aussieht wie der Schlussstein. Dafür tragen allerdings die Bauleute die Verantwortung. Unvermögen, Nachlässigkeit oder gar böser Wille verunstalten die Pyramide und fordern je nach Interessenlage den Spott oder den Zorn der Betrachter heraus.
Mit dem »Schlussstein« Jesus Christus als Vorbild baut Gott auch heute noch seine Kirche; und es wird der Tag der »Endabnahme« kommen. Dann wird aller eigenwillige Murks beseitigt und alle Lücken, die aus Unvermögen entstanden sind, werden ausgeglichen, so dass am Ende ein vollkommenes Bauwerk dasteht, ein Tempel, gut genug, dem Allmächtigen zur Wohnung zu dienen.
Hermann Grabe