Vor sieben Jahren veranstaltete die Washington Post ein Experiment, um herauszufinden, ob die Menschen in der Hektik des Alltags noch Sinn und Zeit für das Besondere, das Schöne haben. Sie baten Joshua Bell, einen der berühmtesten Violinisten weltweit, während der Rushhour am U-Bahnhof Geige zu spielen. Nur wenige Tage zuvor hatte er im Symphonie-Konzertsaal ein großes Publikum begeistert.
Bell war einverstanden. In schlichter Kleidung und mit einer Baseballkappe stellte er sich an einer Ecke des Eingangsbereichs, wo viele Leute vorbeikamen, auf und begann zu spielen. Er spielte eine knappe Dreiviertelstunde. Genauso virtuos und genial wie Abende zuvor im Konzertsaal. Aber von etwa 1000 Vorübergehenden blieben nur sieben Personen länger als eine Minute stehen, um zuzuhören. Und 27 gaben ihm Geld, insgesamt 32 Dollar. Nur eine Frau erkannte ihn und blieb fasziniert bis zum Ende dieses ungewöhnlichen Konzertes stehen.
Als Jesus Christus vor 2000 Jahren in Israel auftrat, war der Unterschied zwischen dem, wo er herkam, und der Armut in Nazareth noch ungleich größer als bei Joshua Bell. Denn er war Gott selbst, der in Menschengestalt zu uns kam, um uns die ganze Schönheit seiner sündlosen Vollkommenheit und Menschenliebe vorzuführen und uns die ewige Seligkeit anzubieten. Die Menschen um ihn her rauschten zwar nicht so an ihm vorüber wie die armen geplagten Menschen Washingtons in der Rushhour am Morgen. Viele nahmen sich sogar die Zeit, um Anklagen gegen ihn hervorzubringen, und nur wenige erkannten, dass Jesus der Messias, der angekündigte Retter der Welt war. Wie ist es heute? Würde man Jesus erst gar nicht wahrnehmen, weil man im Getriebe des Alltags keine Zeit mehr für eine solche Begegnung findet?
William Kaal