Seine geringe Körpergröße sorgte sicher oft für Spott. Vielleicht fing alles in der Schule an oder beim Spielen mit anderen Kindern. Wie oft wird er gegrübelt haben, warum gerade er so klein geraten sein musste. Vielleicht war er immer der Letzte, der beim Sport gewählt wurde. Irgendwann kam es dann in ihm hoch: Ich zeige es euch allen. Ich werde beweisen, dass ich es echt draufhabe. Dann werdet ihr merken, was es bedeutet hat, mich schlecht behandelt zu haben. Zachäus zeigte es allen. Er nutzte Beziehungen, pachtete eine Zollstation. Alle mussten an ihm vorbei, und er konnte sie so richtig abzocken. Sicher erwarb er sich ein stattliches Grundstück mit Villa und Teich. Er hatte es geschafft: zwar klein gewachsen, aber groß rausgekommen.
So versuchen es andere auch: Der Sohn will dem Vater beweisen, dass er es doch drauf hat, die verlassene Freundin will ihm schon noch zeigen, was er alles an ihr hatte … und so gibt es unzählige ähnliche Situationen. Menschen tun etwas, um aus dem Loch der gefühlten Minderwertigkeit herauszukommen. Irgendwann sind sie vielleicht richtig gut, anscheinend glücklich. Nur - echte Freude gewinnt man dabei nicht; auch Zachäus gelang das nicht.
Wenn wir unsere innere Zufriedenheit in dem suchen, was wir tun, erreichen, erleben oder sind, werden wir enttäuscht. Das ist nicht alles, und das ist auch zu wenig. Deshalb suchte Zachäus weiter. Jesus interessierte ihn plötzlich. Dieser Jesus, dem so viele Menschen nachgingen, der überall half und Gutes verbreitete - und das alles ohne Bezahlung. Dieser Jesus war so anders. Zachäus spürte eine innere Unruhe, dass dieser Jesus mehr hatte als er. Deshalb suchte er ihn. Deshalb wollte er ihn unbedingt sehen. Marcus Nicko