Zur Zeit der Präsidentschaft Abraham Lincolns (1809-1865) befand sich in angrenzender Nachbarschaft zum Weißen Haus eine Schule. Als Lincoln den Kindern eines Tages beim Spiel zusah, beobachtete er, wie ein Junge von seinen Klassenkameraden verspottet wurde, weil seine ärmliche Kleidung nicht dem Standard der Gruppe entsprach. Der sichtlich bewegte Präsident erkundigte sich über den 9-Jährigen und musste hören, dass dessen Vater während des Bürgerkrieges gefallen war und seine Mutter nun versuchte, die Familie als Wäscherin über die Runden zu bringen.
Am nächsten Morgen kam der Junge völlig neu eingekleidet in die Schule. Noch am gleichen Nachmittag hatte der Präsident die Familie zu Hause besucht, allen neue Kleidung gekauft, Lebensmittel besorgt und eine Wagenladung Kohlen abladen lassen.
Gott handelt nicht anders. Der Prophet Hesekiel berichtet, wie sehr Gott dem im Elend liegenden Menschen seine Zuwendung zuteil werden lässt: »Ich ging an dir vorüber und sah dich … und ich bekleidete dich … und beschuhte dich … und bedeckte dich« (Hesekiel 16,8-10). Kosten entstanden wie für den neunjährigen Schüler keine, da ein anderer den Preis völlig bezahlt hatte.
Seiner Kleider von Legionären beraubt, ließ Jesus Christus zwischen Himmel und Erde hängend sein Leben, so dass für jeden, der sich reumütig zu dem Gekreuzigten und Auferstandenen wendet, die göttliche Verheißung gilt: »Bringt das beste Kleid her und zieht es ihm an.« (Lukas 15,22). Das ist ein Kleid, das für den allerhöchsten Thronsaal passend ist; aber abholen muss man es hier auf der Erde. Martin von der Mühlen