Glossen schreiben für die Zeitung ist ein heikles Geschäft. Da saß ich nun vor dem leeren Blatt, bewegt von dem inneren Drang zu schreiben. Schreiben – aber was?! Der Blick wandert von der Tastatur zur Zimmerdecke, von da zu den Schokoladen-Eiern, die von Ostern übrig sind, hin zum Einweckglas mit den Walnüssen, hinüber zum Kerzenständer, dann zum Cappuccino und wieder zu den Schoko-Eiern von Ostern. – Ostern …? Hatten wir doch eben erst, oder? Und jetzt ist der Sommerschlussverkauf schon wieder Vergangenheit. Und kürzlich habe ich irgendwo gelesen, dass schon die Nikoläuse vom Band laufen. Wie die Zeit vergeht! – Die Zeit … Empfinden wir sie nicht manchmal als äußerst flüchtig?
Für Gott ist unser Leben wie »ein Dampf, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet« (Jakobus 4,14), und unser rastloses Treiben ein »Haschen nach Wind« (Prediger 1,14; 2,17). Viele Menschen sind ständig »unter Dampf« und voller Betriebsamkeit, eben »mit Unruhe gesättigt«. Allerdings bescherte uns dieser Betätigungsdrang auch viel Gutes. Denken wir nur an all die Denker, Tüftler, Forscher und Erfinder.
Nebenbei: Bei mir brachte der »innere Drang« dann doch noch Früchte, denn mit dem hier vorliegenden Text hatte ich schließlich, in etwas abgewandelter Form, meine Zeitungsglosse. Doch Zeitungen sind Eintagsfliegen; die von heute ist morgen schon »von gestern«. Nur das Wort Gottes hat ewige Gültigkeit. Jeder, der es zur Richtschnur seines Lebens macht und Gottes Willen tut, »bleibt in Ewigkeit« (1. Johannes 2,17). Christen haben ein anderes Verhältnis zur Zeit und können mit Psalm 31,16 sagen: »In deiner Hand sind meine Zeiten.« Johann Fay