Hoher Besuch war eingetroffen, obendrein zu einer recht ungewöhnlichen Stunde. Nikodemus, einer der Führer der Juden, musste etwas sehr Wichtiges auf dem Herzen haben, um ausgerechnet bei Nacht Jesus Christus aufzusuchen. Er begann mit anerkennenden Worten über das von Gott bevollmächtigte Auftreten Jesu Christi, doch dieser antwortetet ihm mit der oben zitierten Feststellung. Aus diesen Worten müssen wir schließen, dass wichtiger als alles andere die Frage ist: Wie komme ich ins Reich Gottes?
Diese Frage ist auch heute aktuell. Denn die Ansicht, wenn dieses Leben zu Ende gehe, sei eben alles vorbei, kann im Letzten keinen zufriedenstellen. Auch jenseits dieser Zeit muss es etwas geben, das empfindet jeder Mensch zumindest in kurzen Phasen seines Lebens, denn »Gott hat den Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt« (Prediger 3,11). Und im Neuen Testament wird oft auf das ewige Leben hingewiesen, z.B.: »Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn« (Römer 6,23).
In dem Gespräch mit Nikodemus nennt Jesus Christus eine Neugeburt als Voraussetzung für den Eingang in das Reich Gottes, welches gleichbedeutend mit dem ewigen Leben ist. Und wie man zu dieser neuen Geburt, zu diesem neuen Leben kommt, lesen wir ein Stück vorher in Johannes 1,12: »So viele ihn (Jesus Christus) aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.« Wer also im Glauben eine unauflösliche Lebensverbindung mit Jesus Christus eingeht, dessen Denkweise wird hier schon erneuert, und der bleibt ewig ein Himmelsbürger in der kommenden Welt Gottes. Otto Willenbrecht