Stellen Sie sich vor, ein Forscher würde berichten, er habe in allen Weltmeeren eifrig Fischfang betrieben und nirgends Fische gefunden, die schlanker als 5 cm sind. Wenn er dann daraus den Schluss zöge, bewiesen zu haben, es gebe nirgends kleinere Fische, dann meine ich, wäre es an der Zeit, einmal einen kritischen Blick auf seine Netze zu werfen.
Stellt man dabei fest, dass alle seine Netze 5 cm weite Maschen haben, ist seine These schnell widerlegt. Ein solcher Forscher müsste sehr viel bescheidener argumentieren und dürfte nur sagen, seine Netze könnten keine kleineren Fische festhalten – was natürlich auch ohne den von ihm betriebenen Riesenaufwand klar war.
Wenn der Russe Gagarin nach seiner Erdumrundung in einer Weltraumkapsel meinte, Gott gebe es nicht, weil er ihn nirgends erblickt habe, dann lag das auch nur daran, dass er ein »falsches Netz benutzt hatte«, nichts war wirklich bewiesen.
Wer tatsächlich Gott »sehen« will, braucht nur ohne ideologische Brille in die Schöpfung zu blicken; denn all die Milliarden Wunder können weder von selbst noch absichtslos noch aus dem Nichts entstanden sein. Wenn man dann Gott aufrichtig bittet, sich zu offenbaren, dann tut er das gern, ja, in unserem Tagesvers fordert er uns sogar dazu auf.
Warum folgen nur so wenige diesem doch so lebenswichtigen Rat? Das liegt daran, dass man in Gottes Nähe auch in sein Licht gerät, und dann kommt alles zum Vorschein, was wir Menschen gern im Dunkeln halten möchten. Aber einmal werden alle in dem grellen Licht dieses großen Richters stehen müssen. Weil das garantiert so kommt, sollten wir Gott suchen, solange er uns noch gnädig ist.
Hermann Grabe