Statt sich unter seiner Schuld zu beugen, hofft so mancher Gesetzesübertreter darauf, dass sein Rechtsanwalt Schlupflöcher im Gesetz findet, um ihn vor einer Verurteilung zu bewahren. Mit genügend Geld kann man einen »Spitzenanwalt« vielleicht dazu bewegen, solche Schlupflöcher zu suchen und zu finden.
Die Suche nach Schlupflöchern macht auch vor Gottes Gesetz nicht Halt. Ein Artikel in einem amerikanischen Magazin berichtete 1994 unter der Überschrift »Sogar das Gesetz Gottes hat Schlupflöcher« von einem Rabbi in Jerusalem, der sich immer wieder Wege ausdachte, um das alttestamentliche Gesetz und die jüdische Tradition zu überlisten. Seine findige Logik beschrieb er so: »Gottes Gesetz ist vollkommen. Wenn Gott ein Schlupfloch gelassen hat, dann hatte er dafür einen Grund, und uns ist es gestattet, dieses Schlupfloch zu benutzen.«
Ist das nicht ein Beleg für die Hybris des Menschen, der meint, es sich leisten zu können, die gerechten Forderungen Gottes zu umgehen, nach eigenem Gutdünken zu handeln und dabei Gott auch noch zu »überlisten«. Das war auch das Merkmal der religiösen Führer Israels zur Zeit Jesu, das dieser aber treffend als Gesetzlosigkeit anprangert. Sie stellten sich um des persönlichen Vorteils willen über das Gesetz und damit über den Geber des Gesetzes. Wie steht es mit uns? Achten wir auf Gottes gerechte Forderungen oder suchen wir nach Schlüpflöchern und entwickeln unsere ganz eigene Logik dabei? Gott wird uns einmal nicht an unseren Maßstäben messen, sondern an seinem, und es ist gut, wenn wir jetzt schon merken, dass wir dem gegenüber zu kurz kommen, und dafür seine Gnade in Jesus Christus in Anspruch nehmen. Rudi Joas