Wir leben in den Bergen Zentralasiens auf über 2.000 m Höhe. Hier ist der Winter sehr hart. Fast fünf Monate lang haben wir Minustemperaturen und jeder muss schauen, dass er sein Haus irgendwie warm bekommt. In der Sowjetzeit war Kohle das meist verwendete Heizmaterial, doch seit einigen Jahren haben viele Elektroheizungen. So gehörte es für uns die ersten Jahre hier zum Alltag, dass der Strom nicht nur einmal ausfiel. Wieder und wieder war ein Transformator durchgebrannt. Einmal dauerte es fast eine Woche, bis das Teil ausgetauscht werden konnte. Doch hatten wir uns innerhalb kurzer Zeit daran gewöhnt, dass wir mit Petroleumlampe dasitzen mussten.
Wir kennen alle den Ausdruck »der Mensch ist ein Gewohnheitstier«. Bis auf die Bezeichnung »Tier« stimme ich hier voll und ganz zu. Zum Beispiel sind noch heute fast alle offiziellen Dokumente in Russisch abgefasst, weil man es von der langen Besatzungszeit her so gewöhnt ist.
Unser Tagesvers spricht von der schlimmen und folgenschweren Gewohnheit, »Böses zu tun«. Nun, die Bibel sagt es sogar noch deutlicher: »Es gibt keinen der Gutes tut, auch nicht einen.« Das ist ein Ausspruch des Schöpfers über sein Geschöpf Mensch. Er zeigt schonungslos, wer wir und was wir in seinen Augen sind, und trifft damit - wenn wir ehrlich sind - den Nagel auf den Kopf. Doch er zeigt uns mit dem Angebot seines Sohnes Jesus Christus auch eine Möglichkeit auf, von dieser Gewohnheit loszukommen: »Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein!« (Johannes 8,36).
Rudolf Kühnlein