Eisen und Seide, Härte und Tränen, Fäuste und Handtaschen: Heute vor einem Jahr starb eine der auffallendsten und willensstärksten Persönlichkeiten Großbritanniens: Margaret Thatcher, die erste und einzige Premierministerin des Landes. Sie war eine Politikerin, die zwar unnachgiebig auftrat, aber dadurch ihrem Land in einer kritischen Phase wieder auf die Beine geholfen hat. Legendär ist ihre Unterhaltung mit einem Kellner, der sie fragte, wie sie denn ihr Steak gern hätte. Thatcher antwortete typisch: »Britisch, gut durch.« – »Und Ihr Gemüse, Madame?«, fragte er weiter. »Das Gemüse«, sagte Thatcher und zeigte auf ihre Minister am Tisch, »das Gemüse nimmt das Gleiche.« Ihre Karriere geriet 1990 ins Schlingern, weil sie die innerparteiliche Opposition völlig unterschätzt hatte. Doch noch heute werden manche Früchte ihrer Arbeit geerntet.
Das Neue Testament kennt auch Führerschaft. Gottes Volk soll aber durch dienende Leiter gelenkt werden, nicht durch Machtmenschen.
Zuallererst sehen wir Jesus, wie er seinen Jüngern die Füße wäscht und von sich sagt: »Ich bin unter euch wie ein Diener« (Lukas 22,2). Auch die Apostel, die das Evangelium in die damals bekannte Welt hinaustrugen, allen voran Paulus, zeichneten sich durch Demut, Sanftmut und Milde aus. Gerade der Verzicht, Autorität in Härte und Strenge auszuüben, hat unzählige Menschen dazu ermutigt, der Botschaft des Evangeliums zu folgen. Solche Boten des Christentums waren die beste Werbung für die christliche Botschaft.
Eine Frage sollten wir uns deshalb immer wieder stellen: Spiegeln wir selbst diese Güte und Milde im Umgang mit anderen Menschen wider? Gabi Singer