In Zentralasien, wo ich mit meiner Familie lebe, muss man immer eine offene Tür haben, wenn jemand zu Besuch kommt. Dies kann für die Familie jedoch ganz schön belastend sein. Die Leute kommen manchmal einfach nur so vorbei. Doch man muss sich mit ihnen beschäftigen und mit ihnen Tee trinken. Es ist daher oft schwer, als Familie persönlich Zeit füreinander zu haben.
Nach langem Überlegen und im Wissen, dass wir damit gegen die hiesige Kultur verstoßen, haben wir dennoch einen wöchentlichen Familientag eingeführt. Anfangs stieß der bei den Leuten auf Unverständnis, hat dann aber mehr und mehr Akzeptanz gefunden. Ja, es gab sogar schon Gespräche mit jungen Ehepaaren, die gerne dasselbe für sich einführen würden, was allerdings für sie äußerst schwierig wäre.
So wählten wir den Sonntag als unseren gemeinsamen Tag aus. Morgens gehen wir in die Gemeinde und danach schließen wir unser Tor und öffnen nicht, wenn es klingelt. Wenn jemand fragt, sagen wir, dass wir einen Tag in der Woche brauchen, um für uns zu sein.
Die Familie ist ein Schutzraum, der beständig gesichert sein muss. Kinder und Eltern sollten wissen und erfahren, dass es einen Ruhepunkt gibt, an den man sich zurückziehen kann. Die Gegenwart Gottes bewirkt Frieden, gerade auch in der Familie. Wir erfahren dies durch das Lesen des Worten Gottes und auch anderer Bücher, die für unser Familien- und Glaubensleben hilfreich und von Bedeutung sind. Diese kostbaren Stunden haben schon vielfach bewirkt, dass wir die Nähe Gottes besonders erlebten. So sind wir sehr glücklich und schätzen einander, weil wir die Liebe Gottes nicht nur kennen, sondern auch miteinander leben wollen.
Rudolf Kühnlein