Im Jahre 1860 blickte ein 21-jähriger junger Mann von einem kleinen Hügel in Ohio auf das Bild, das sich unter ihm am Oil Creek bot. Raubeinige Gestalten mit Schaufeln, beweglichen Bohrgeräten und Plattformen bevölkerten das Tal. Bald wurde dem jungen Mann klar, dass die dickflüssige schwarze Masse, die aus dem Boden brach, eine Quelle unermesslichen Reichtums werden könnte. Mit der Investition seiner gesamten Ersparnisse von $4000 gelang es ihm, in nur wenigen Jahren ein Monopol aufzubauen, die Standard Oil Company zu gründen und den gesamten amerikanischen Ölmarkt an sich zu reißen. Denn die schwarze Flüssigkeit war Erdöl und hatte aus John Davison Rockefeller den ersten Milliardär der Geschichte gemacht.
Trotz seines immensen Reichtums wurde er jedoch mit steigendem Alter zunehmend unruhiger. Es wird berichtet, dass sich in seinem New Yorker Haus neben seinem Bett immer eine Bibel in Reichweite befand. Sie lag dort auf einem großen, stabilen Safe. Aber anstatt die Bibel aufzuschlagen, öffnete Rockefeller in seiner inneren Unsicherheit den Geldschrank und spendete mehrere hundert Millionen Dollar für wohltätige Zwecke. Als er 1937 als 98-Jähriger die Augen schloss, blieb die zugeklappte Bibel auf dem offenen Safe zurück. Gute Werke und Geld schließt die Bibel als Möglichkeit, sich den Himmel zu verdienen, aus. Stattdessen bietet sie uns an, den Reichtum der Vergebung Gottes im Glauben umsonst in Anspruch zu nehmen, denn »Christus wurde, da er reich war, um euretwillen arm, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet« (2. Korinther 8,9). Martin von der Mühlen