Als einziger Sohn habe ich in meinem Leben durch meine drei Schwestern schon viele Ratschläge und Hilfestellungen zum richtigen Umgang mit mir selbst und anderen bekommen. Viele Tipps und Diskussionen drehten sich um die Rolle von Emotionen und der Intuition bei Entscheidungen und der Einschätzung von Menschen. Während ich geneigt war, möglichst rational an die Fragen des Lebens heranzugehen, rieten mir meine Schwestern oft, mehr »meinem Herzen zu folgen«. Welcher dieser Ansätze ist nun besser? Eine pauschale Antwort ist hier sicher nicht möglich.
Obwohl Pro- und Kontra-Listen sicherlich ihren Wert haben, hätte ich mir bei bei vielen Entscheidungen rückblickend gewünscht, ungute Gefühle ernst genommen und auf mein Bauchgefühl gehört zu haben. In manchen Situationen hat mich meine Intuition allerdings auch getäuscht. So habe ich mich oftmals weit verfahren, weil ich dachte, auf dem richtigen Weg zu sein. Auch Menschen, die mir meinem Gefühl nach zunächst unsympathisch erschienen, haben sich später als gute Freunde erwiesen.
Wie sieht Gott nun das Spannungsverhältnis von ratiound emotio? Einerseits werden wir gewarnt, uns nicht bloß auf unseren Verstand zu verlassen. Andererseits sieht die Bibel es als problematisch an, allein seinem Herzen zu folgen, da es an einigen Stellen als betrügerisch und böse bezeichnet wird. Mit den Jahren kann unser Gewissen schnell abstumpfen und unsere natürliche und intuitive Sicht auf Entscheidungen und andere Menschen vernebeln. Daher ist es wichtig, ein gesundes Misstrauen gegenüber unserer Natur zu entwickeln und bei allen Entscheidungen Gott einzubeziehen, da nur er eine feste und dauerhaft gute Grundlage für alle Lebensfragen bietet. Sebastian Lüling