Vor einigen Tagen blickte ich aus dem Fenster und sah ein ganz winziges, durchscheinendes Fluginsekt, das unbedingt zu mir in die Stube wollte. Immer wieder flog es auf und ab, hielt dann einen Augenblick inne, um daraufhin seine verzweifelten Mühen fortzusetzen. Nach vielen Anstrengungen, die unsichtbare Mauer zu überwinden, wandte es sich schließlich wieder der ihm zur Verfügung stehenden Welt zu und flog fort.
Das erinnert mich an manche Leute, die durch einen Todesfall oder ein anderes Unglück, vielleicht auch durch eine Predigt auf die Möglichkeit eines Fortlebens nach dem Tod gestoßen wurden und nun versuchen, darüber Klarheit zu bekommen. Sie forschen dann im Internet und in klugen Büchern, vielleicht auch in der Bibel; aber es geht ihnen wie dem kleinen Insekt. Sie können nicht durch die Mauer ihrer Vorurteile zur Wahrheit durchdringen, und weil meistens die anfänglichen Beängstigungen mit der Zeit geringer werden, geben sie schließlich auf und kehren zu der ihnen gewohnten Lebensführung zurück.
Das ist schlimm, weil es ja um unsere ewige Bestimmung geht. Doch unser Tagesvers sagt uns, wie lange wir diese Bemühung, Klarheit zu bekommen, fortsetzen sollten. Ich hätte dem kleinen Tier nur das Fenster zu meiner Stube öffnen können, was ihm wenig gebracht hätte. Gott aber kann und will alle ernsthaften Sucher in das wunderbare Reich seines Sohnes hineinlassen, wo wir für alle Ewigkeit bei ihm sein dürfen. Das Anklopfen mag manchmal lange dauern; aber wir sollen nicht damit aufhören, »bis Gott uns gnädig ist«. Sehr schön ist es, wenn wir jemanden haben, der uns dabei hilft, dranzubleiben.
Wem könnten Sie beim Anklopfen eine Hilfe sein?
Hermann Grabe