In meinen Fingern drehe ich einen silbernen Ring. In kleiner Schrift ist mein Verlobungsspruch eingraviert: »Es ist dem Menschen bestimmt einmal zu sterben.«
Ein seltsamer Vers für eine Verlobung. Doch er wurde mir sehr wichtig. Denn der Tod ist todsicher. Menschen überwinden die Schwerkraft, spazieren auf dem Mond oder klonen Lebewesen; aber sie schaffen es nicht, auch nur eine Person vor dem Tod zu bewahren.
Spätestens in einhundert Jahren wird jeder, der diese Zeilen liest, nicht mehr unter den Lebenden sein. Welchen Wert besitzen dann noch Dinge wie Ehre, Macht und Geld, Schönheit und gutes Essen und Trinken? Nicht einmal die als höchstes Gut gepriesene Gesundheit zählt dann mehr. Nichts von all dem ist dann auch nur einen Pfennig wert, noch viel weniger kann es uns das geben, was wir nach dem Tode unbedingt brauchen: einen barmherzigen Gott. Den haben wir allerdings auch heute schon bitter nötig.
Ich las kürzlich von einem Mann, der so viel Getreide hatte, dass er nicht wusste, wie er alles unterbringen sollte. Schließlich investierte er in den Bau neuer, größerer Lagerhäuser. Er hatte ausgesorgt bis an sein Lebensende. Darin hatte er Recht, nur wusste er nicht, dass es morgen schon so weit war. Gott sprach zu ihm: »Du Tor! In dieser Nacht wird man deine Seele fordern.« (Nachzulesen in Lukas 12,16-21.) Der König Salomo pries einmal die Lebenden, da sie wissen, dass sie sterben werden (Prediger 9,5). Eigentlich muss das jeder, aber man verdrängt es einfach. Die Bibel nennt den weise, der sich des Sterbens bewusst ist, denn nur so erhalten vergängliche und ewige Dinge den richtigen Stellenwert. S. W.