Wir erleben alle tagtäglich, wie die Regierung in Berlin versucht, die finanzielle Leistungsfähigkeit des Staates wiederherzustellen. Tatsache ist: Die Ausgaben sind zu hoch, die Einnahmen zu gering.
Das ist nicht zum ersten Mal so. Dem Königreich Preußen ging es 1807 auch so, nur aus etwas anderen Gründen. Frankreich hatte 1806 unter Napoleon Preußen vernichtend geschlagen. Die Staatskasse wurde französische Kriegsbeute. Land musste abgetreten werden. Wie sollte Preußen nur wieder auf die Beine kommen?
Der König beriet sich. Einige seiner Berater sagten: Alles muss so bleiben, wie es ist. Das war im Wesentlichen der Adel. Er wusste, dass alle Änderungen seine Macht schwächen würden. Die anderen sagten: Es muss alles anders werden. Die Grundlagen des jetzigen Staates sind so beschaffen, dass sie den Staat lähmen. Diese Leute hatten zur Kenntnis genommen, dass sich die Welt seit einiger Zeit wirtschaftlich sehr verändert hatte.
Der König musste sich also nun entscheiden. Er beschloss, die Reform des Staates den Fachleuten unter der Führung des Freiherrn von Stein anzuvertrauen. So kam es neben vielen anderen Reformgesetzen zur Befreiung der vielen bis dahin noch leibeigenen Bauern in Preußen. Der Aufstieg Preußens im 19. Jh. war die Folge und ermöglichte die Einigung Deutschlands.
Nicht nur in der Politik, auch im persönlichen Leben wendet sich vieles erst dann zum Guten, wenn der Einsicht, dass sich alles von Grund auf ändern muss, die Taten folgen. Unser Tagesvers sagt, wie das auszusehen hat. Alles muss anders, alles muss neu werden, doch das geschieht nur mit Gottes Hilfe. Karl-Otto Herhaus