»Du bist doch sicher auch Pazifist!?«, fragte mich eine Nachbarin kurz nach unserem Umzug. Ich antwortete, erst einmal nachdenken zu wollen, ob ich den Hintergrund dieses Begriffs wohl richtig verstehen würde. Schließlich hatte ich bewusst beim Bundesgrenzschutz gedient, um Menschen im Konfliktfall zu schützen.
In Alltagsgesprächen fragt man uns suggestiv: »Du würdest doch diese Partei nicht etwa wählen!?« Oder: »Sie meinen doch sicher auch, dass diese politische Entscheidung ›alternativlos‹ ist!?« Meist formuliert der Fragesteller seine Fragen so, als wolle er nur eine Information abfragen. Er verknüpft seine Frage aber oft mit einer unangebrachten und unangenehmen Festlegung. – Welche Art von Fragen stellen wir? Stellen wir unserem Gegenüber vielleicht sogar eine Art Falle, durch die er später in Schwierigkeiten geraten könnte? Oder interessieren wir uns ehrlich für seine Gedanken?
Im Lukasevangelium begegnet uns eine der besonders hinterhältigen Fragen der religiösen Elite damaliger Zeit. Sie fragten Jesus: »Ist es uns erlaubt, dem Kaiser in Rom Steuern zu zahlen oder nicht?« Das war eine doppelte Falle, denn hätte Jesus die Zahlungspflicht der Juden in ihrem damals durch die Römer besetzten Land abgelehnt, so hätten sie ihn als Aufrührer angezeigt. Würde er aber einfach diese Steuerzahlung bejahen, könnten sie ihn als Verräter an den jüdischen Interessen bezeichnen. Jesus aber ließ sich eine Münze geben und fragte zurück: »Wessen Bild zeigt die Münze?« Sie antworteten: »Das Bild des römischen Kaisers.« Also entschied Jesus: »Gebt dem Staat, was des Staates ist und Gott, was Gottes ist!« Vorbildlich! Natürlich wusste der Sohn Gottes um ihre schlechten Motive für ihre Fragen. Dennoch reagierte er – besonnen und klug. Klaus Spieker