Der fünfte Monat im jüdischen Kalender, der Monat Av, liegt nach unserem Kalender im Juli – August. Der 9. dieses Monats ist ein jüdischer Fasten- und Trauertag (hebräisch: Tisha be-Av). Dieses Datum hatte für gläubige Israeliten eine tiefe Bedeutung. Auch heute noch denken die Juden daran, dass ihre Väter auf der Wüstenwanderung an diesem Datum im Unglauben weinten, weil sie sich vor den Einwohnern Kanaans fürchteten und nicht glaubten, dass sie das Land erobern könnten (4. Mose 14). Weil sie an diesem Tag grundlos geweint hatten, gab ihnen Gott Gründe zur Trauer – und zwar erstens 40 Jahre Zeit, um in der Wüste zu sterben. Zweitens begann am 9. Av im Jahr 538 v. Chr. die Zerstörung des ersten Tempels. Auch andere tragische Ereignisse an diesem Datum werden als Gottes Züchtigung angesehen. So verstanden es die Gläubigen Israels als Sprache Gottes, als am 9. Av des Jahres 70 n. Chr. auch der zweite Tempel in Flammen aufging. Im Laufe der späteren Geschichte Israels fielen noch mehrere katastrophale Ereignisse auf dieses Datum – z.B. im Jahre 1492 der Befehl des spanischen Königs zur Vertreibung der Juden aus Spanien.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 wurde die Mauer in Berlin geöffnet. Kurz danach sprach ich telefonisch mit einem jüdischen Freund in Haifa über diese Ereignis. Er erinnerte mich an die Progrom-Nacht am 9.11.1938 und machte mich auf die Übereinstimmung der Daten aufmerksam. Ist diese Übereinstimmung nur ein Zufall oder will Gott uns Deutschen damit etwas sagen, dass die Teilung Deutschlands gerade in dieser Nacht beendet wurde? Hartmut Ising